INDIEN 2008

 

 

 

 

Noch während meiner Diplomarbeitszeit in Hannover hat mir ein damaliger Doktorand aus Indien erzählt, dass er in den nächsten Jahren verheiratet werden wird. Ich war erstaunt, dachte das so etwas nur noch höchst selten vorkäme, aber da hatte ich mich geirrt. Schon damals wurde ich eingeladen und jetzt über 3 Jahre später war es dann soweit. Mittlerweile in Tübingen und irgendwann erreichte mich die Einladung zur hinduistischen Hochzeitsfeier nach Indien.

 

Balas Eltern hatten mittlerweile eine Anzeige aufgeben, worauf sich Eltern potentieller Bräute meldeten. Nachdem Informationen über die Familien ausgetauscht wurden, Horoskope erstellt wurden, begegnen sich die Eltern zu näherem Kennenlernen. Schlussendlich standen sich auch die zukünftige Braut und Bräutigam gegenüber und nach einem Gespräch wurde entschieden, dass die beiden zusammenpassen.

Bala hat mir mit Begeisterung von der hübschen Frau erstellt, die bald seine sein sollte und ich war gespannt sie kennenzulernen. Im Februar, eine Woche vor dem Hochzeitstermin, flogen Bernhard und ich dann nach Chennai, die 4. größte Stadt Indiens, in der Priyanka (Braut) lebte.

Bala hat trotz all dem beruflichen Stress und der ganzen Hochzeitsorganisation so viel für uns (wie auch für die anderen Europäer, die noch zur Hochzeit kommen sollten) organisiert. Wir lernten Priyankas Onkel kennen, der uns vom Flughafen abgeholt hat, und viel erzählt und erklärt hat. Dieser ruhige, warmherzige Mann ist uns bei dieser ersten kurzen Begegnung schon ans Herz gewachsen. Nach einer Nacht im Hotel stand dann unser Mietwagen mit Fahrer (das ist eigentlich üblich in Indien, denn bei dem Verkehr selbst zu fahren, wäre ganz schön riskant!) bereit uns auf eine von mir grob geplante 4 Tagestour mitzunehmen.  

Nach dieser Tempeltour hatten wir erst einmal genug, von Schuhe ausziehen, Kameras abgeben, Tempelbesichtigungen, die lange dauerten, da wir so viele Leute fotografieren sollten, was ja eigentlich ganz lustig war. Zurück in Chennai checkten wir wieder in dem Hotel ein, in dem auch die anderen europäischen Gäste übernachteten, wovon wir am Abend in der oberen Etage in der Bar einige kennenlernten. Für Freitag war eine Shoppingtour mit Priyankas Schwester geplant, damit wir uns Salwar Kameez oder Saris kaufen konnten, wenn wir zur Hochzeit traditionell gekleidet sein wollten. Janani führte uns geduldig durch die Kaufhäuser bis wir schlussendlich alle fündig geworden sind.

Für Samstag und Sonntag standen einige Zeremonien auf der Tagesordnung, von denen nicht nur wir Europäer wenig verstanden. Deshalb werde ich diese hier nicht erklären können, es ging manchmal um Götter rufen, Segnungen und schlussendlich um die Übergabe der Braut. Die Hochzeit endete am Sonntagabend mit einem Buffet auf dem offenen Dach des Gebäudes. Es war eine kunterbunte, laut beschallte Hochzeit, die einer deutschen Hochzeit so gar nicht glich. Es war ein besonderes Erlebnis so eine Hochzeit einmal miterlebt zu haben und so vielen netten Menschen begegnet zu sein.

Unser nächstes Ziel war eigentlich Bangalore, eine ComputerBoomCity, in der wir lediglich günstig shoppen wollten. Doch Shamil fuhr uns einem quer durch die volle Stadt (in Schneckentempo ging es voran) und ließ uns an dem berühmten botanischen Garten aussteigen. Wir etwas verdutzt, was wir hier machen sollten, fragten nach den Einkaufsmöglichkeiten? Er versicherte uns, dass wir das später machen würden, die Geschäfte hätten jetzt noch geschlossen. Na gut, dann haben wir uns die Parkanlage halt mal angesehen und sind wieder zum Auto zurück. Danach fuhr Shamil irgendwohin, was jedoch auf meinem Stadtplan nicht nach Shopping aussah. Ich versuchte mehr zu erfahren, und er meinte wir würden zu einem Tempel fahren. Da war ich echt sauer, ich wollte weder Tempel noch nen Garten noch einen anderen Park sehen, ich wollte in die Stadt! Wir versuchten das durchzusetzen, trotz Geschäfte-haben-geschlossen-Geschwätz und erreichten schließlich dass wir in die Gegend der großen Einkaufshäuser gefahren wurden, die natürlich alle offen hatten. Was für ein Stress!

Nach unserem Einkaufsbummel hatten wir, laut Shamil, noch genug Zeit bis Mysore zu fahren, statt hier ein Hotel zu suchen. Also ging es nach Mysore, dieses Mal jedoch suchten wir uns ein Hotel aus dem Reiseführer aus, das ebenfalls mitten in der Stadt war, so dass wir abends allein zu Fuß die Stadt erkunden konnten.

Am nächsten Morgen wollten wir früh aufstehen, um den Sonnenaufgang vom nahegelegenen Berg zu sehen. Als wir das nun Shamil erzählten, verstand er die Welt nicht mehr. Wir hatten ihm doch so eindeutig einen Tag zuvor erklärt, dass wir keinen Tempel mehr sehen wollten und jetzt wollten wir so früh hinauf zum Tempel? Natürlich ist das schwer zu verstehen, dass für uns der Tempel nur Nebensache war, uns ging es um die Aussicht und um den Sonnenaufgang. Dieser jedoch blieb uns verwehrt, denn wir hatten Nebel, Nebel, Nebel bis um 10 Uhr früh; zu diesem Zeitpunkt stand jedoch die Sonne schon etwas zu hoch. Die Tempelanlage war schön, viele Affen, viele Kühe, mit Reifen spielende Kinder und irgendwann kam dann auch die Aussicht dazu.

Auf Postkarten konnten wir sehen, dass es hier in der Nähe einen großen aus Stein gehauenen Bullen gab. Da wollten wir hin. Shamil wusste wo, doch warum wir jetzt noch einen Tempel sehen wollten, blieb ihm  wahrscheinlich bis heute  unverständlich.

Am Mysore ging es durch den Bandipur Nationalpark hinauf in die Berge, die Straßen wurden immer schlechter, wir kamen immer langsamer voran, aber die Landschaft war toll. Wir hielten immer mal wieder an, an Reisfeldern, bei Leuten, die Wald rodeten, an Aussichtspunkten usw.

    

Das war ein tolles Erlebnis, durch Wälder, Tunnel, an Plantagen und freundlich winkenden Menschen vorbei.

Wir fuhren weiter bis Cochin. Hier wollten wir am nächsten Tag, jedoch wie sich herausgestellt hat, haben wir das Datum verwechselt und es war erst am übernächsten Tag, eine Freundin abholen, die zu diesem Zeitpunkt in Kalkutta gearbeitete, und mit ihr unsere letzte Woche verbringen. So hatten wir genug Zeit uns in dieser Stadt umzusehen. Wir hatten ein nettes Hotel in der Stadt, machten einen Stadtbummel und fuhren mit den Fähren zu den Inseln/Halbinseln, die diese Stadt vor allem ausmacht. Vor allem Bernhard hatte hier seine wahre Freude. Es gab frischen Fisch am Strand zu kaufen, den man direkt mit in ein Restaurant nehmen und sich dort zubereiten lassen konnte. Also gab es jetzt jeden Tag mindestens 2 Mal Fisch, nach all dem komischen Essen, wo er nie so genau wusste, was für ein Fleisch er jetzt auf dem Teller hatte. Für mich als Vegetarier war Indien ein Paradies, was das Essen anbelangt.

 
Wir sind nach Mammalapuram gefahren, die wunderschöne Tempelanlagen aufzuweisen hat und nebenbei erwähnt Weltkulturerbe ist. Der Strandtempel (Shore Tempel) ist wunderschön und mittlerweile wieder gut anstand gesetzt, obwohl dieser Küstenabschnitt vom Tsunami 2004 stark betroffen war. Krishna´s Butterball ist eine andere interessante Attraktion unter dem eine Ziegenmama mit ihren Kleinen Schatten gesucht hat. Nach diesem anstrengend Tag in der vollen Sonne, hatte ich einen leichten Sonnenbrand und wir wollten uns eigentlich nur noch ein Hotel suchen. Unser Fahrer meinte wir würden noch locker bis Pondicherry kommen, das uns wegen seinem französischen Flair empfohlen wurde. Auf der Landkarte sah das nicht mehr weit aus, doch wir fuhren Ewigkeiten, es wurde schon dunkel und wir bogen auf immer komischere Wege ab. Irgendwann rasten wir in der Abenddämmerung auf ungeteerten Wegen durch ein Dorf, dann kamen uns immer mehr Motorrädern mit blonden Menschen entgegen. Wir waren in der Nähe von Auroville. Warum nur? Wir dachten es ginge der Küste lang bis Pondicherry, jetzt waren wir irgendwo wieder in Richtung Landesinnere abgebogen. Irgendwann hielten wir auf einer viel befahrenen Strasse am Wegrand. Wir fragten unser Fahrer ob wir in Pondicherry seien. Erst dann versuchte er uns zu erklären, dass wir für jedes Bundesland außerhalb Tamil Nadus Steuern zahlen müssten und zwar bevor wir in diese Provinz fahren, sonst müssten wir Strafe zahlen. Pondicherry ist nun ein Bundesland, das eigentlich nur aus einer Stadt besteht, deshalb mussten wir diesen Umweg fahren, da es nur einen Zollposten gab. Also Geld bezahlen-wieder ins Auto-wieder durchs Dunkle auf dieser Strasse zurück und dann nach Pondicherry. Schon aus diesem Grund gefiel uns diese Stadt nicht besonders. Und am nächsten Morgen leider auch nicht. Französischer Flair? Wer fährt nach Indien und will französisches Flair sehen? Naja, für indische Verhältnisse war vielleicht die Strandpromenade mit den imposanten Häusern mit ein wenig französischem Flair gekennzeichnet, aber ansonsten?

Wir gingen noch in einen Tempel und in einen Ashram, der zwar wirklich ein angenehmer Ruhepol in dieser Stadt war, die jedoch zu früher Morgenstunde auch außerhalb des Ashrams sehr ruhig war. Hier jedoch waren zahlreiche Touristen (wie wir natürlich) und deshalb war es uns zu voll.

Wir wollten weiter. Und so fuhren wir wieder über Auroville, wo wir ja eigentlich nicht hinwollten, unser Fahrer aber überzeugt davon war, dass man das gesehen haben musste, zum Zollposten und dann weiter über Tiruvannamalai nach Vellore. Dort besichtigten wir (leider ohne Kamera nur möglich) einen ganz neu erbauten goldenen Tempel. Auf dem Weg zum Tempel wie auch gerade als wir herauskamen, lief einer der bunt geschmückten Elefanten über die Strasse, der immer wieder anhalten musste, um zum Segen seinen Rüssel auf so manches Haupt zu legen.

Von Vellore ging es über Kanchipuram, eine Stadt mit unzähligen Tempeln wieder zurück nach Chennai.

      
 

Nach einer weiteren letzten Nacht in Chennai und einer kurzen Stadtbesichtung mit den ratternden, knatternden TucTucs durch den wilden Verkehr Indiens, wurden wir wieder von unserem Fahrer der letzten Woche, Shamil, abgeholt. Wir sollten auch noch die nächsten Wochen von ihm sicher durch den Verkehrsdschungel geleitet werden, auch wenn wir so manche Verständnisschwierigkeit hatten und verschiedene Ansichten über die Benutzung der Gangschaltung vor allem beim Bergauf- und abfahren.

Die erste Übernachtung war wieder in Vellore, jedoch dieses Mal mitten in der Stadt, so dass wir abends noch lange durch die lebhaften Gassen und Märkte liefen und das Leben genossen.

Nun lag eine lange Strecke Autobahn vor uns. Das war auf der einen Seite gut, denn die Autobahnen sind sehr gut ausgebaut und man kam schnell voran, jedoch bleibt so die Landschaft auf der Strecke, die uns zuvor so gut gefallen hat. Außerdem ist das Fahren hier nicht weniger ungefährlich, man fährt scharf an LKWs vorbei auf denen sich die Gaskartuschen häufen, wird hupend von allem möglichen Fahrbaren überholt und wundert sich nur manchmal noch was noch alles auf oder in ein Auto passt.

   

 
  Schlussendlich kamen wir in Ootacamund an. Hier war es dann kalt und nass. Zum ersten mal mussten wir Pullover und Jacke auspacken. Wir liefen ein bisschen durch das Städtchen, aßen Schokolade, die hier oben an jedem 2. Stand verkauft wird und wegen den Temperaturen nicht gleich schmilzt. Alle möglichen Sorten, vor allem leckere mit verschiedenen Nüssen. Ooty ist ein Bergdorf auf ca. 2000 m mitten in Teeplantagen gelegen. Hierauf fährt eine weltbekannte Eisenbahn mit der wir am nächsten Tag auch einen Teil der Strecke bergab fuhren.
 

Nachdem wir Moni am Flughafen am richtigen Tag zur richtigen Zeit abgeholt hatten, fuhren wir weiter zum Periyar Nationalpark. Wir fanden spät am Abend auch noch eine Unterkunft für uns drei, die wir die nächsten Tage bezogen. Kumily, der Ort vor dem Park, ist touristisch sehr überlaufen. Das ist auf der einen Seite ganz gut gewesen, da wir hier ein großes Angebot an Unternehmungen geboten bekamen, jede Menge Hotels und Restaurants zur Auswahl hatten, jedoch hat es uns die letzten Woche besser gefallen.

Wir machten eine Bootstour auf der wir 3 Elefanten sehen konnten im Park, besuchten eine Gewürzplantage, unternahmen einen Ritt auf einem Elefanten zu dritt, was ich jedoch überhaupt nicht beeindruckend fand, mir lediglich diese Tiere unendlich leid taten.

Während Moni eine Trekkingtour buchte, um weitere wilde Tiere oder vielleicht sogar wilde Elefanten aus der Nähe, machten wir uns auf den Weg in die Berge zurück. Dort sind wir am Tag zuvor durch ein Dorf gekommen, in dem es gerade ein Kirchenfest gab. Ach ja, wir waren ja mittlerweile nicht mehr in Tamil Nadu, sondern in Kerala angelangt. Wo es zuvor 80% Hindus gab, gibt es hier diese Anzahl an Christen. Deshalb sahen wir hier auch genauso viele Kirchen, wie zuvor Tempel.

In diesem Dorf wurden wir darauf angesprochen mitzufeiern, doch wir hatten keine Zeit, es wurde dunkel, wir mussten noch einige Kilometer schlechte Strassen entlang fahren und hatten noch kein Hotel. Doch an diesem Tag hatten wir Zeit und so viele Leute strahlten als wir wieder zurückkamen. Wir kauften an den Festständen Datteln, Kuchen, Kekse und irgendwas in Fett Gebackenes und versuchten uns so gut es ging auf Englisch zu unterhalten.

Unterwegs hielten wir an einem Kokosnussmilchverkaufsstand. Der Besitzer führte uns ungefragt in die Gewürzplantagen und zeigte uns alles mögliche, rupfte Pfeffer ab und gab ihn uns zum probieren, bis ein neuer Kunde kam und schwups war er auch schon wieder weg und wir noch immer hinter irgendwelchen Kardamonbüschen.

Auf dem Rückweg konnten wir einige Fotos machen, denn an diesem Tag war Fahrverbot, irgendwer streikte wegen der kommunistischen Partei. Wir wurden ebenfalls von einem Jungen mit einem großen Stein in der Hand angehalten und durften lediglich durch um die Kirchen zu besuchen, was wir ja auch getan haben.

Am 2. Tag als ich gerade von einer Kerala Tanz Show zurück kam, fing mich mein Fahrer ab und erklärte mir, dass wir entweder am nächsten Tag hier im Hotel bleiben mussten oder ganz früh in der Nacht losfahren müssten, denn am kommenden Tag sollte es in ganz Kerala einen Streik geben und man setzte sich selbst Gefahr aus, wenn man auf der Straße erwischt wird, vor allem als Ausländer erst Recht als Frau. Wir hatten genug von Kemily und wollten weiter, hofften dass in dem größeren Ort vielleicht mehr los war und sind deshalb ganz früh losgefahren, um wirklich vor 6 Uhr in Kottayam noch ein Hotel zu bekommen. Die Hotelsuche gestaltete sich äußerst schwer, entweder teuer oder voll, denn heute kam niemand hier weg, das war uns dann auch bald klar. Es war ein Wettlauf mit der Zeit.

Deshalb entschlossen wir uns für teuer und vielen zu dritt in das französische Bett und schliefen einige Stunden. Den Tag verbrachten wir gelangweilt vor dem Fernseher, jedoch vielen immer mehr Fernsehprogramme aus und es blieb nur noch einer in der Landessprache übrig, was uns nicht viel weiter half. Wir versuchten es mit Internet, jedoch kostete die Verbindung so viel Nerven, das wir auch da bald aufgaben. Wir nervten die Fahrer, die Leute vom Hotel, doch bekamen wir immer die gleiche Antwort, dass es zu gefährlich sei rauszugehen. Die Straßen waren ausgestorben, von unserem Hotelzimmer aus sah man nichts, wo doch sonst immer jeder Quadratzentimeter ausgefüllt ist mit Autos, TucTucs, Fahrradfahrer…, Leben! An diesem Tag mussten wir uns von Shamil verabschieden, wir hatten nur eine 2-wöchige Erlaubnis für Kerala und ab hier würden wir uns mehr über Wasser fortbewegen, so dass das Auto überflüssig wurde. Ein letztes Mal hörten wir ihm zu wie er rückwärts fuhr und dann war er weg (jedes Auto hat eine andere Musik, die beginnt sobald man den Rückwärtsgang einlegt).

Wir aßen im Hotelrestaurant zu Mittag, nachdem wir durch die Küche in den mit Vorhängen verdunkelte Esssaal gebracht wurden.

Am Abend ab 18 Uhr konnte man wieder raus, doch alle Geschäfte blieben zu und viel los war danach auch nicht auf der Straße. Aber so konnten wir uns wenigstens nach Hausbooten für die Backwatertour umschauen, wurden jedoch nicht fündig. Das einzig schöne an diesem Tag, war er zu Ende ging - und das auch noch wunderschön mit einem Sonnernuntergang in den Backwaters.

Wir beschlossen am nächsten Morgen mit der Fähre nach Allepey überzusetzen und dort zu suchen. Die Fahrt über die Backwaters mit der Fähre war toll. Immer mehr Leute stiegen ein, die auf kleinen Inseln in den Backwaters lebten und nach Allepey zur Arbeit oder in die Schule mussten.

In Allepey mieteten wir für den Tag und die Nacht ein eigenes Hausboot, jedoch war uns der Bootsbesitzer nicht sehr sympathisch, vor allem nach den vielen Anlegepausen und erst recht nachdem wir abends in Allepey und nicth wie ausgemacht in kleineren Dörfern mitten in den Backwaters anlegten. Dort gab es zwar ein Tempelfest, was unser Bootbesitzer sehenswert fand, wir hatten uns jedoch einfach etwas anderes vorgestellt.

Von Allepey wollten wir am nächsten Morgen wieder zurück nach Cochin, denn unser Rückflug nahte. Wir wurden, noch nicht mal ganz vom Boot runter, gleich von mehreren TucTucs angesprochen. Einer war hartnäckig, jedoch war unsere Laune im Keller und er hatte es nicht leicht uns zu überzeugen, trotz seinem Buch mit Lobeshymnen und deutschem Freund. Schlussendlich handelten wir ihn auf einen so niedrigen Preis runter, das wir dachten, das macht er sowieso nicht, aber DOCH er fuhr uns 50 km in seinem TucTuc zu dritt mit gesamtem Gepäck nach Cochin. Und was für eine Fahrt das war. Wir hatten an einem unserer letzten Tag den besten TucTuc-Fahrer der Welt.

Er zeigte uns alles Mögliche, z.B.: was man aus Kokosnussfasern herstellte und wie Cashewnüsse wachsen (beisst jedoch nie eine Cashewnuss mit den Zähnen auf, ich war neugierig und wollte die Nuss herauspulen, was ich bitter im wahrsten Sinne des Wortes zu spüren bekam. Ich spuckte aus, gurgelte mit Wasser, spukte wieder aus und trotzdem hatte ich am Mundwinkel, die Backen runterrinnend, kleine Verätzungen und einen furchtbaren bitteren Geschmack im Mund).

Wir wurden von seiner Tante zum Tee eingeladen und obwohl wir ein Hotel reserviert hatten und auch dorthingefahren werden hätten können, fragten wir ob wir in der neu gebauten kleinen Pension auf der Fort Cochin-Insel übernachten könnten. Wir hatten ein großes Zimmer mit einem Raum mit Tisch und Fernseher davor, was wir jedoch nicht nutzen, da es einfach zu viel in dieser Stadt zu sehen gab.

Diese Stadt hat uns schon beim ersten Besuch eine Woche zuvor sehr gefallen und jetzt noch viel mehr. Nach Cochin würde ich jede Zeit wieder. Moni fuhr am nächsten Tag weiter Richtung Goa und wir genossen den letzten Tag unserer Indienreise. Und so verbrachten wir den letzten Abend wieder einmal am Strand bei den chinesischen Fischernetzen zum Sonnenuntergang und anschließend in einem der Fischrestaurants in der Nähe.

Wir haben so viele nette lustige Menschen kennengelernt, die hier teilweise keine Erwähnung fanden, jedoch immer in unserer Erinnerung bleiben werden.